Gokyo Trek - Mt. Everest Region


Nachdem wir den Lonely Planet in Sachen Treks durchgelesen und die Agenturen in Kathmandu abgeklappert hatten, interessierten wir uns vor allem für zwei Regionen bzw. drei möglichen Treks. Wir beschäftigten uns zunächst mit dem Klassiker schlechthin, dem Annapurna Circuit. Dieser Trek nimmt etwa 21 Tage in Anspruch, ist landschaftlich sehr abwechslungsreich und wird als Mittel bis Hart eingestuft, allerdings sind die Pässe nicht ganz so fordernd. Der große Nachteil hierbei, der Weg ist zur Trekking Saison total überlaufen, wie eine Trekking-Autobahn sozusagen. Zwei weitere Kandidaten fanden sich in der Mount Everest Region, der landschaftlich sehr reizvolle Goyko Trek sowie der Everest Base Camp Trek. Wir entschieden uns letztlich für den Gokyo, hielten uns die genaue Route und Dauer jedoch offen. Je nach Befinden, würden nach Erreichen des Goyko Lakes entweder auf direktem Wege zurück trekken, den Ranjula Pass überqueren, oder rüber zum Everest Base Camp trekken und von dieser Seite wieder zurück. Abhängig von der genauen Variante, rechneten wir mit 11 bis 18 Tagen. 

Mit Bikram, fanden wir einen Agenten, der für uns ein qualitativ hochwertiges, aber immer noch sehr günstiges Paket schnürte. Über sein Reisebüro buchten wir einen qualifizierten Guide sowie den Flug nach Luka, dem Ausgangspunkt des Treks. Man kann in 3 Tagen auch nach Luka wandern, jedoch wollten wir uns den abenteuerlichen Flug nicht entgehen lassen. Auf einen Träger verzichteten wir ganz bewusst und schleppten unser Zeug dafür lieber selbst die Berge hoch. Doch vorher mussten wir unsere Ausrüstung noch etwas komplettieren. Auch hier half uns Bikram weiter und zeigte uns wo wir uns die Sachen günstig ausleihen konnten. Wir leihten uns geeignete Daunenjacken und dickere Schlafsäcke, denn die unseren würden der Kälte in der Everest Region nicht standhalten. 
Wir deckten uns noch mit Power Riegeln ein, die einen sonst nur dick machen, bei einem Trek aber Abhilfe schaffen und machten uns auf den Weg zum Flughafen. 


Tag 1  (Flug nach Lukla und Trek nach Phakding)

Der Flug von Kathmandu nach Lukla dauert nur 30 Minuten. Geflogen wird manuell und die kleinen zweimotorigen Maschinen bieten gerade einmal Platz für 11 Passagiere. Im Flugzeug ist es extrem laut und man kann einfach direkt ins Cockpit hineinblicken und den Piloten beim Fliegen über die Schulter gucken. Kurz vor Lukla wird es ernst, da die Piloten sehr tief und zwischen den Bergen hindurch fliegen müssen. Und dann erblickt man inmitten der Berglandschaft ein Plateau, auf dem sich die “Landebahn” befindet. Der Flughafen von Lukla gilt als einer der gefährlichsten der Welt. Die Landebahn befindet sich auf einer Höhe von 2800 Metern. Die Ladungen kann man eher als kontrollierte Notlandungen betrachten, da die Start- und Landebahn gerade einmal 527 Meter misst und damit eigentlich viel zu kurz ist. Platz für Fehler, gibt es jedenfalls keinen. 

       


Wir starteten zusammen mit Pemba, unserem kompetenten und lustigen Guide, zu unserer ersten Etappe, welche noch relativ leicht war und etwa 4 Stunden dauerte. Die Wanderung führt durch die Khumbu Region, vorbei an Stupas, Gebetsmühlen und bunten Sherpa Dörfern. Die erste Nacht verbrachten wir in Phakding. 

       


Tag 2 - 3  (Phakding - Namche Bazar)
Die zweite Etappe nach Namche Bazar (3440 m) war mit ihren vielen Steigungen schon deutlich härter. Es kam für uns etwas überraschend, dass wir bereits auf diesem frühen Abschnitt des Treks, einen ersten Blick auf den Mount Everest werfen konnten. Anschließend legten wir in Namche einen Ruhetag ein, um uns zu akklimatisieren. Wir konnten nun auch viel besser einschätzen welche Sachen wir wirklich brauchen und auf welche wir verzichten können. Der Rucksack von Alex war ohnehin etwas zu schwer und wir beschlossen einiges an Gepäck in Namche zurückzulassen, da wir in jedem Fall hierhin zurückkehren würden. Die vielen Träger, die uns auf dem Trek begegnet sind, hatten da ganz andere Lasten zu tragen. Sie tragen entweder das schwere Gepäck mit dem Equipment der Wanderer und Bergsteiger, oder aber sie bringen all die Lebensmittel und Dinge, welche die Lodges zur Versorgung der Trekker benötigen. In gewisser Weise hatten wir also doch Träger engagiert, da auch wir in den Lodges Essen, Trinken und Schlafen mussten. Die meisten Träger sind total überladen, ihre Ladung steht an den Seiten weit über, bei einem Gewicht von bis zu 60 kg und das alles ohne jede Ausrüstung. Wir haben viele Träger gesehen, die Flip Flops trugen, während sie die schnaufenden Wanderer scheinbar mühelos überholten. Viele der Träger fangen schon in jungen Jahren an und auch wenn sie die Lasten anscheinend problemlos die Berge hoch und runter tragen, ist die Belastung für den Körper auf Dauer natürlich zu hoch. Esel und Yaks werden außerdem als Lasttiere eingesetzt, wobei wir beobachten mussten, dass vor allem die Esel sehr schlecht behandelt und geschlagen werden. Die Yaks hingegen können für Trekker sehr gefährlich sein, da diese den entgegenkommenden Menschen kaum ausweichen und stur weiterlaufen. Daher sollte man nie am Abgrund entlang wandern, wenn sich Yaks in der Nähe befinden.   
    
       
   


Tag 4  (Namche Bazar - Dole)
Der Weg von Namche Bazar nach Dole war einer der schönsten, doch auch sehr kräftezerrend. Man hat fast über den ganzen Tag hinweg einen Panoramablick auf die umliegenden Gebirgsketten. Umso mehr Höhenmeter wir zurücklegten, desto kälter, trockener und dünner wurde die Luft, was uns langsam zu schaffen machte. Obwohl wir bereits in den indischen Himalayas auf vergleichbaren Höhen übernachtet haben, taten wir uns in Nepal etwas schwieriger und versuchten daher unsere Kräfte so gut es ging einzuteilen. Leichte Symptome der Höhenkrankheit traten auf. Die Nepalesen meinten, dass man sich körperlich schon auf die Belastung vorbereiten kann, jedoch sei bei den Betroffenen der Höhenkrankheit kein Muster zu erkennen. Es trifft Sportliche und Unsportliche, Dicke und Dünne, Junge und Alte, wie auch kerngesunde und vorbelastete Menschen. Generell ist es sehr wichtig ausreichend zu trinken (4-5 Liter pro Tag) und drei Mal am Tag zu essen, um den hohen Energiebedarf wieder auszugleichen. Das Essen in den Lodges war ausgesprochen gut, jedoch aufgrund der entlegenen Orte recht teuer. Wir blätterten etwa 10 Euro pro Person und Malzeit hin. Wenn man bedenkt wo man sich befindet und welchen Aufwand es erfordert all dies dort hin zu transportieren, sind die Preise auch für nepalesische Verhältnisse absolut gerechtfertigt. Für das Trinkwasser bieten sich Metallflaschen an, da diese sehr leicht sind und Abends auch als Wärmflaschen verwendet werden können. Es ist Morgens eisig kalt, sowie auch das Wasser, daher nahmen wir gekochtes Wasser zum trinken mit, doch dieses ist mit 5 Euro pro Liter sehr teuer und in dem Fall nicht wirklich verhältnismäßig. Auf das Duschen, verzichten viele unter den Umständen einfach ganz. Das Laden der Kamera oder der Mobiltelefone, kostet im Schnitt 3,00 Euro pro Gerät. Der Strom wird mithilfe von Solaranlagen und Generatoren gewonnen. Die Lodges sind recht gut ausgestattet und werden von Sherpa Familien (einem Bergvolk in den Himalayas) betrieben.

                   


Tag 5  (Dole - Machhermo)  
Tag 6  (Machhermo - Gokyo) 
Es ging weiter nach Machhermo, dem letzten Ort vor der sechsten Etappe, die zum Gokyo Lake führt. Wir kamen zunächst an zwei kleineren Seen vorbei, die uns schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf den kurz darauf folgenden Gokyo Lake gaben. Mit seinem türkisfarbenen Wasser und seiner Lage, versetzte uns der Ort am Gokyo Lake in endloses Staunen. Der See liegt eingebettet zwischen dem Berg Gokyo Ri, dem Renjo La Pass und dem Ngozumpa Gletscher, der sich hier zu Tale wälzt.

Glücklich aber auch erschöpft kamen wir in unserer Lodge direkt am See an. Die dünne Luft führte bei Isabella zu starken Kopfschmerzen und wir legten zunächst einen Ruhetag ein, um uns zu akklimatisieren. Immerhin würden wir nun auf einer Höhe von 4800 Metern schlafen. 

       
                          
       


Tag 7 - 9  (Gokyo Lake / Ri) 
Am Nachmittag wagten wir uns den extrem steilen Gokyo Ri hoch. Nach etwa 2,5 Stunden erreichten wir völlig verausgabt den Gipfel, von dem wir eine malerische Aussicht über das Gebirge hatten, wobei dies nicht annähernd die sich bietende Aussicht beschreibt. Die Fotos lassen schon mehr erahnen, doch auch diese können nur einen ungefähren Eindruck darüber vermitteln, wie es ist tatsächlich dort oben zu stehen.
Belohnt wird man mit einem Panorama Blick auf eine Bergkette mit gleich 4 der weltweit 14 existierenden 8000er, darunter der Mount Lhotse, Mount Makalu, Mount Choyou und mit dem Mount Everest, den höchsten Berg der Welt (8800 m). 
Das Besteigen des Gokyo Ri zu Sonnenuntergang hat den Nachteil, dass der See komplett im Schatten der Berge liegt und visuell nicht mehr heraussticht. Außerdem kann man nicht allzu lange oben verweilen, da es sehr kalt wird und sich der Abstieg im Dunkeln schwierig gestaltet. Im Gegenzug dafür, schimmern die Berge bei Sonnenuntergang goldfarben, was auch seinen Reiz hat. Am nächsten Tag haben wir den Aufstieg noch einmal auf uns genommen, diesmal jedoch am Vormittag, da wir der morgendlichen Kälte entgehen wollten. Als wir dann am frühen Nachmittag ankamen, war es oben fast menschenleer, windstill und recht warm. Der See stach mit seinem türkis leuchtenden Wasser aus der Berglandschaft hervor. So ließ sich die Aussicht viel besser und länger genießen, man kann praktisch den ganzen Nachmittag dort in völliger Ruhe verweilen. Wir können diese Variante jedem empfehlen und würden sie jederzeit wieder dem Sonnenauf- oder untergang vorziehen.   

Am Abend ist es in den Dörfern noch ruhiger als ohnehin schon und man vertreibt sich die Zeit bei einem Plausch vor dem Ofen, der übrigens mit scheinbar geruchsneutralem Yak Koth angeschürt wird, oder man nimmt sich Zeit für ein gutes Buch.  

In der Nacht wurde es schon seit Dole extrem kalt. In den Lodges haben die Doppelzimmer getrennte Betten. Um uns gegenseitig zu wärmen, schliefen wir dennoch beide in einem Bett, eingemurmelt in den Schlafsäcken und mit Daunenjacken. Sehr bequem war das nicht, doch wir haben überlebt. Die Elektrogeräte und Akkus bewahrten wir über Nacht in den Schlafsäcken auf, da sich diese aufgrund der Kälte sonst entladen hätten. Wir rannten Nachts oft mit einer Stirnlampe durch die Gegend, da die meisten Zimmer kein elektrisches Licht haben. Draussen strahlte dafür ein noch nie gesehener Sternenhimmel über dem Tal.

   
          
                          
   
        


Tag 10  (Ranju La Pass)
Unsere Gedanken kreisten nun darum wie unser Trek weitergehen sollte. Eine Möglichkeit wäre gewesen, einfach denselben Weg zurück zu wandern, was wir langweilig fanden. Außerdem überqueren ehrgeizige Trekker vom Gokyo Lake aus den Ngozumpa Gletscher, um dann über den schwierigen Cho La Pass rüber zum Everest Base Camp zu gelangen. Vor allem vom Gokyo kommend, ist der Cho La Pass extrem hart. Schon das Überqueren des Gletschers ist gefährlich, da sich dieser durch die Eisschmelze bewegt und ständig Steine runterrollen. Hat man dieses Hindernis überwunden, erwarten einen etwa 5 Stunden steiler Aufstieg bis zum Plateau auf 5300 m über dem Meeresspiegel. Zudem erschwert der vereiste Boden den Abstieg auf der anderen Seite selbst während der Trekking Saison. Gerade bei seinem ersten “richtigen Trek”, sollte man sich vielleicht nicht überschätzen, somit entschieden wir uns für eine dritte Option und traten in der vom Base Camp entgegengesetzten Richtung über den Ranju La Pass den Rückweg nach Lukla an. Nach drei Tagen am Gokyo verabschiedeten wir uns also vom Lake und starteten zur schwersten Etappe unseres Treks über den Ranju La Pass. Anfangs wandert man für etwa eine Stunde unmittelbar am Lake entlang, bevor es zum durchaus steilen und auch nicht sehr kurzen Aufstieg geht. An manchen Stellen muss man auch hier über Eis. Den Mount Everest immer im Rücken wissend, dreht man sich natürlich immer wieder um und genießt den Anblick. Wir brauchten etwa drei Stunden für den sehr fordernden (zumindest für uns) Aufstieg, dafür wurden wir oben mit einer märchenhaften Aussicht belohnt, wobei man frontal auf die atemberaubende Bergkette blickt. Auf dem Gipfel, nahmen wir uns eine Stunde Zeit zum Genießen und begaben uns dann auf den langen Abstieg nach Lumde (immer noch auf 4368 m). Die abwechslungsreiche Landschaft imponierte uns derartig, dass wir unseren Guide davonziehen ließen und es bewusst langsam angingen, um den im Nachhinein gesehen schönsten Tag unseres Treks in vollen Zügen genießen zu können. Der Weg führt an hohe Felswände vorbei und weiter an tiefen Schluchten entlang sowie durch trockene und grüne Täler. Erst nach einem achtstündigen Trekking Tag, erreichten wir zu Sonnenuntergang unsere Hütte in Lumde. 

       
                         



Tag 11 - 13  (Lumde - Thame - Namche Bazar - Luka)
In zwei gemütlichen Etappen ging es weiter nach Thame und Namche Bazar, wo wir unser zurückgelassenes Gepäck wieder aufluden und anschließend in einem Tag direkt bis nach Lukla wanderten. Als Belohnung haben wir uns nach zwei harten Wochen eine Packung Pringles gegönnt. Die hatten uns schon während des ganzen Treks in jeder Lodge angelacht, doch wir waren beim Preis von 5,00 Euro zu geizig. Am Ende war uns das aber auch egal und wir haben es ordentlich krachen lassen :)  

   
   
           


In Lukla wartete eine unschöne Überraschung auf uns. Die umliegenden Berge und der sich mittendrin befindende Flughafen waren von dichten Wolken und Nebel umhüllt, sodass kein Flug von oder nach Kathmandu möglich war. Da kann man nicht viel machen. Jemand muss die Götter erzürnt haben, denn um 5 Uhr Morgens wurden wir auch noch unsanft von einem Erdbeben mit 5,4 auf der Skala geweckt. Unser ganzes Zimmer wurde ordentlich durchgerüttelt und wir begaben uns sofort ins Freie, da immer die Möglichkeit eines Nachbebens besteht. Naja, wieder was erlebt und solange keinem was passiert, ist alles gut. Wir hatten uns auch schon auf die langersehnte heiße Dusche gefreut, doch so mussten wir noch einen Tag länger warten bis die Wolken weitergezogen sind und die Flüge wieder aufgenommen wurden. Den Start empfanden wir im Vergleich zur Landung etwas beunruhigender, da man direkt auf den Abgrund zurollt und einfach nur dasitzt und hofft, dass das Flugzeug rechtzeitig abhebt. 
Zurück in Kathmandu duschten wir etwa eine Stunde lang und bereiteten uns auf unsere Weiterreise nach Thailand vor. Wir hatten diesen Flug bereits von unserem Trek aus gebucht und zwar diesmal telefonisch über unseren zuverlässigen Agenten Bikram, da Online keine günstigen Flüge zu bekommen waren. Wir hatten vorher erfahren, dass Freunde von uns ihren Urlaub in Thailand verbringen würden und planten sie dort spontan zu überraschen. Dazu in Kürze mehr :)