Sesfontein



Mit “nur” 7 Stunden Fahrt bei 560 km, waren wir irgendwie viel schneller in Sesfontein als angenommen. 
Das erste Stück der Strecke führt entlang der bekannten Skeleton Coast, wo man gestrandete Schiffe bestaunen kann. Leider haben wir auf unserem Weg nur ein paar alte Wrackteile zu Gesicht bekommen. Der Rest der Fahrt war jedoch wieder sehr vielfältig. 
Begleitet von einer abermals einzigartigen Landschaft, bekamen wir mit ein paar Springböcken und einer Gruppe Zebras, die ersten Tiere zu sehen. Etwas später tauchte nach einem Hügel wie aus dem Nichts eine Giraffe direkt vor unserem Auto auf. Wir waren noch gar nicht aus dem Staunen heraus, als wir plötzlich drei Himba Mädchen entdeckten, die entlang der Straße wahrscheinlich zu ihrem Dorf liefen. Sie hatten jeweils einen großen Kanister dabei, den sie elegant auf Ihrem Kopf balancierten. Wir hielten an und gaben ihnen ein paar Lebensmittel. Sie waren sehr neugierig und freundlich. Die Kanister auf ihrem Kopf schienen komplett gefüllt zu sein, dabei stellten wir fest, dass es sich um 20 Liter Behälter handelte. Wie das geht? Keine Ahnung.. 
Kurz nach Sonnenuntergang trafen wir bei unserem Camp ein. Wir waren tatsächlich die Einzigen, die einen Campingplatz gebucht hatten. Umso besser also, dass wir zu fünft sind. Später sollten wir noch feststellen, dass wir generell die einzigen Touristen in Sesfontein waren. Nachdem wir die Zelte aufgebaut hatten, haben wir uns die vom Vorabend übrig gebliebene Pasta geteilt. Abgesehen von ein paar Fledermäusen, hat uns kein Tier beim Essen oder in der Nacht besucht. 

Der nächste Morgen hielt eine unangenehme Überraschung für uns bereit. Wir hatten eine Reifenpanne. 
Den Reifenwechsel haben wir problemlos in 10 Minuten gemeistert und sind dann in ein nahegelegenes Dorf gefahren, wo wir Lebensmittel für die Himbas gekauft haben. Dort haben wir uns auch nach jemanden erkundigt, der uns zum Dorf der Himbas bringen sollte. Einen Guide oder sonstige Angebote für Touristen sucht man hier vergeblich. 
Ein junges Mädchen namens Dina, die ebenfalls in dem Geschäft zugegen war, hat sich bereit erklärt uns zu begleiten. Hierfür hat sie gerade einmal 100 NAD verlangt, was etwa 7 Euro entspricht. Wir haben ihr nach der Tour natürlich deutlich mehr gegeben. Da sie im 7. Monat schwanger war und das Leben hier nicht gerade leicht ist, kann sie das Geld sicher gut gebrauchen. Es war für uns auch mal wieder eine gute Gelegenheit jemanden vor Ort zu helfen, ohne darüber nachdenken zu müssen ob das Geld auch dort ankommt, wo es soll.    
So sind wir also zu sechst in einer Toyota Corolla Limousine etwa 10 km zum Dorf der Himba gefahren. Wir hatten vor diesem Besuch ehrlich gesagt einige Bedenken, da wir diese Menschen keinesfalls stören oder ihnen respektlos gegenübertreten wollten, haben uns dann jedoch trotzdem entschieden es zu probieren. 
Als wir angekommen sind, waren wir alle sehr aufgeregt, da wir eine für uns völlig unbekannte Welt betreten würden. Es waren ausschließlich Frauen und Kinder im Dorf. Die Männer sind tagsüber üblicherweise mit den Ziegen und Kühen unterwegs. 
Da Dina mit den Himbas kommunizieren kann, haben wir die erste Kontaktaufnahme ihr überlassen und uns dann langsam angenähert. Zu den älteren Frauen behielten wir die meiste Zeit über irgendwie eine natürliche Distanz, mit den Kindern war der Umgang hingegen leichter, wahrscheinlich weil sie die Dinge generell vorurteilslos angehen. Mit diesen Menschen ohne die Hilfe der Sprache zu kommunizieren und Zeit zu verbringen war eine wertvolle Erfahrung, die uns gezeigt hat, dass wir augenscheinlich so verschieden sind und uns doch so gleichen.  
Die Älteren lassen sich nicht lumpen und verlangen für den Besuch auch etwas Geld (in unserem Fall gesamt 7 Euro), um auch selbst Lebensmittel wie Mehl und Zucker für das Dorf kaufen zu können.
Etwa 16.000 Menschen soll dieses Hirtenvolk haben, doch ist die Zugehörigkeit zu den Himba vielfach eine persönliche Entscheidung, die äußerlich unmittelbar erkennbar ist. Sie gelten als letztes halb-nomadisches Volk Namibias. 

Wir verabschiedeten uns von den Himbas und fuhren ins nächste Dorf, um Dina zurückzubringen und den kaputten Reifen flicken zu lassen, damit wir im Falle einer erneuten Panne abgesichert sind. 

Im Anschluss haben wir uns über die beste Route zum Etoscha Nationalpark erkundigt und uns auf den Weg dorthin gemacht. Die Strecke war diesmal nicht sehr spektakulär und wir haben es auch nicht am selben Tag bis in den Park geschafft. Daher haben wir uns in einer kleinen Stadt namens Outjo, die auf dem Weg lag, ein Hostel genommen und sind erst am nächsten Tag weitergefahren.