Bwindi Impenetrable National Park
Hier beginnt der bislang schönste Teil unserer bisherigen Reise, so viel können wir schon mal vorwegnehmen. Fünf Autostunden von Kampala im Süd-Westen Ugandas, an der Grenze zum Congo und Ruanda, befindet sich das Regenwaldgebiet, in dem gut die Hälfte der noch existierenden Berggorillas lebt. Der Mensch hat diesen “Verwandten” (98% DNA Übereinstimmung) bis an den Rand des Aussterbens getrieben. Die noch verbliebenen etwa 880 Berggorillas, leben ausschließlich in diesen drei Ländern. Die Berglandschaft, die wir auf der 3 stündigen Fahrt vom Lake Bunyonyi nach Bwindi zu sehen bekamen, war unvergleichlich schön. Die Straße führte uns immer näher an die Grenze des Regenwaldes heran. In den Bergen gibt es viele Dörfer und die Menschen erschienen uns hier ganz besonders nett und herzlich, als hätten sie sich diese Eigenschaft durch die Abgeschiedenheit irgendwie besser bewahren können. Der letzte Abschnitt der Strecke, den wir bei völliger Dunkelheit bewältigen mussten, führte uns bereits recht tief durch den Wald. Der Weg war an einigen Stellen für Fahrer und Auto sehr anspruchsvoll, doch wir sind wunderbar mit dem Toyota Rav 4 von John und Lili klargekommen und haben den Aufstieg bis zur Gorilla Valley Lodge ohne Probleme gemeistert. Alex hatte mit diesem Geländewagen sogar mehr Spaß, als beim Quadfahren in der Wüste von Namibia :)
Um etwa 20 Uhr schlugen wir oben auf dem Berg bei unserer Lodge auf, wo man um die Zeit eigentlich nicht mehr mit uns rechnete. Jennifer, die nette Dame von der Rezeption, nahm sich unserer an. Da wir die einzigen Gäste in dieser Lodge waren, die auf eigene Faust angereist sind, würde sie uns am Morgen bis zum Trekking Startpunkt begleiten. Wir sind also recht früh ins Bett gegangen, um fit zu sein.
Wir gingen aufgeregt Schlafen und wachten genau so aufgeregt wieder auf, denn an diesem Tag sollte ein Traum, Wirklichkeit werden. Es hatte die ganze Nacht durchgeregnet, wie das im Regenwald halt so ist. Wir schnürten unsere Wanderschuhe, bekamen nach dem Frühstück ein Lunch Paket von der Lodge und fuhren zunächst zu einem Sammelpunkt, wo wir Informationen über das Tracking erhielten, eingewiesen wurden und wo die Gruppeneinteilung stattfand. Das was man Gorilla Tracking nennt, läuft folgendermaßen ab: Ein kleines Tracking Team folgt im Morgengrauen den Spuren der Gorillas von dem Ort, wo sie am Vorabend zuletzt gesichtet wurden. Das Team im Wald steht mit den Guides und Raingern ständig in Verbindung und lotst die Trekking Gruppe zu den Gorillas, sobald sie diese gefunden haben.
Außer uns, war in unserer Gruppe eine fünfköpfige Familie aus England, die ebenfalls selbst mit dem Geländewagen angereist war.
Zum Startpunkt hatten wir nun noch immer einen 20 minütigen Anstieg zu bewältigen. Der Untergrund war vom Regen entsprechend feucht und das Gelände verlangte dem Auto alles ab, sodass wir am letzten Hügel, der extrem steil war, die letzten Reserven rausholen mussten, d.h. schalten in L + drücken des Power Knopfes - das ist dann der Traktormodus :)
Dort oben angekommen, begann nun das eigentliche Abenteuer. Das Wetter war perfekt, nicht zu warm und nicht zu kalt. Um uns herum legten sich große Nebelschleier über das Gebirge, ein Anblick den man aus Dokumentationen und Filmen kennt, doch lässt sich dies nicht mit dem Erlebnis vor Ort vergleichen. Wir empfanden die Luftfeuchtigkeit und den Duft des Regenwaldes am Morgen als sehr wohltuend. So tief in der Wildnis, entwickelt man irgendwie ein Gefühl der Verbundenheit zu dem Wald und allem Leben darin. Nach einem längeren Aufstieg, überquerten wir die Grenze, ab der es jeder unbefugten Person verboten ist, den Wald zu betreten - eine Maßnahme, die dem Schutz der Berggorillas dient. Einer der Rainger, welcher uns begleitete, war bewaffnet. Dies angeblich jedoch nur um in die Luft zu schießen, sollte uns ein Waldelefant über den Weg laufen. Es ging nun weiter in den dichten Regenwald hinein, wo es immer wieder notwendig wurde über Hindernisse zu klettern oder den Weg freizuschneiden.
Nach etwa 3 Stunden, fanden wir schließlich die angepeilte Gorillagruppe. Die Rainger teilten uns mit, dass die Gorillas nun in unmittelbarer Nähe sind und sie uns nach ein paar letzten Instruktionen zu ihnen führen. Es war einer dieser unvergesslichen Momente.
Sie waren sehr gut versteckt, hinter und unter den vielen Büschen. Wenn man sieht wie friedlich sie dort oben in völliger Freiheit leben, möchte man sie eigentlich gar nicht stören.
Blickkontakt ist erlaubt, außer ein Gorilla wird unruhig oder rennt auf einen zu, was schon mal vorkommen soll, wenn sie einem sozusagen die Grenzen aufzeigen wollen.
Wie alle Gorillas, sind Berggorillas tagaktiv und errichten zur Nachtruhe ein Nest aus Blättern und Ästen. Dieser Vorgang dauert meist weniger als fünf Minuten, üblicherweise wird ein Nest nur einmal verwendet. Als Erstes sahen wir ein ausgewachsenes Weibchen, gefolgt von gleich mehreren Babies. Im nachhinein erfuhren wir, das die Sichtung der jungen Gorillas eher selten ist, wir hatten also sehr viel Glück. Wenn sich die Gorillas von uns wegbewegten, folgten ihnen die Ranger kurz darauf. Wir kamen einem der ausgewachsenen Gorillas, der in einem der Büsche unentdeckt blieb, zu nahe. Er machte sich bemerkbar, indem er Alex und die Ranger aus ungefähr einem Meter Entfernung so laut anbrüllte, dass sich sogar die Ranger sichtlich erschreckten. Isabella nahm daraufhin die Beine in die Hand :) Die Guides versicherten ihr, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gibt und wir einfach stehen bleiben sollen. Die Neugier siegte über die Angst und so wagten wir uns nach einem kurzen Schreckmoment näher heran, um weitere Gruppenmitglieder zu sehen. Wir sichteten nun auch den Rest der Gruppe, noch mehr Babies und schließlich den Silberrücken, den man durch seine Masse und die charakteristische Graufärbung sehr leicht von den Anderen unterscheiden kann. Mit bis zu 200 Kilogramm können Männchen doppelt so schwer werden wie Weibchen. In der Regel bestehen die Gruppen aus einem erwachsenen Männchen, mehreren Weibchen und dem dazugehörigen Nachwuchs. Es gibt aber auch Gruppen mit mehreren Männchen, wobei eines von ihnen die dominante Rolle einnimmt.
Der Anführer der Gruppe genoss völlig entspannt eine Malzeit aus dem Überangebot an Pflanzen. Er hatte uns zwar immer im Auge, schien jedoch absolut gelassen, was gut war, denn die Gruppe orientiert sich was das Verhalten angeht an ihm. Nun konnten wir die Zeit mitten unter ihnen in vollen Zügen genießen, ehe wir sie nach einer Stunde wieder verlassen mussten.
Um die Gorillas nicht zu stören, darf jede Gorillagruppe nur ein Mal am Tag für maximal eine Stunde besucht werden.
Wir machten uns nun auf den langen Rückweg zu den Autos. Unterwegs bekamen wir die Gelegenheit unsere Lunch Pakete zu plündern und wir erhielten unsere Gorilla Trekking Urkunden. Wir bedankten uns bei den Raingern dafür, dass sie die Gorillas beschützen (man merkt, das sie mit dem Herzen dabei sind) und nahmen sie ein Stück mit weiter runter ins Tal. Anschließend fuhren wir zurück zum Lake Bunyonyi, wo Lili, John, Laura und Craig schon voller Neugier auf uns warteten.
Als wir am Lake ankamen waren wir in Gedanken noch immer weit oben im Regenwald bei den Gorillas, sodass man uns erst wieder auf den Boden zurück holen musste.
Das Gorilla Trekking mag keine günstige Angelegenheit sein, jedoch können wir nur noch mal bestätigen, dass es jeden einzelnen Cent wert ist. Wer die Gelegenheit bekommt, sollte sie wahrnehmen. Außerdem fließt das Geld direkt in die Konservierung des Bwindi Regenwaldes und dient damit der Erhaltung der Berggorillas.